Andere Verlage haben auch schlimme Titel

Es ist eine Buch-Idee, die kein Verlag kaufen würde: „Die peinlichsten Buchtitel aus der total verrückten Welt des Verlagsmarketings“, versammelt in einer Taschenbuchausgabe, die mit SPIEGEL-Bestseller-Sticker auf den Markt kommt und wohlmeinenden Zeitgenossen zur Klo-Lektüre gereicht. Eine törichte Idee, drum lasst mich eure bloggende Umsonst-Expertin sein.

Buchtitel sind mein schmutziges Hobby. So wie andere Leute tote Katzen auskochen oder Masturbationsunfälle erforschen, scanne ich nachts Verlagsvorschauen nach erschütternden Titeln ab. Und weil mein Interesse so herrlich unnütz ist, möchte ich halbjährlich die Ausbeute mit euch teilen. Hier die „Rosinen“ aus dem Frühlingsprogramm 2014!

Is was Dog

Häää? Da kratzt sich der Kunde erst mal am Hinterkopf und überlegt fieberhaft, welcher berühmte Filmtitel hier mit welchem abgehalfterten Idiom kombiniert – und dann auf diese unnachahmliche Weise verballhornt wurde. Das geht ins Hirn!

Wenn in Buchtiteln Wortspiel-Referenzen auf bekannte Werke aus Film und Literatur auftauchen, kann man nur hoffen, dass dieses neue Werk ebenso zum Klassiker wird und dann weitere Buchtitel nach sich zieht, die wiederum darauf Bezug nehmen. Sollte „Is was Dog – Mein Leben mit Hund und Haaren“ also ein Erfolg werden, sind Titel absehbar wie: „Is was, Dork? Mein Leben mit Problemhaut- und Haaren“ oder auch: „Is was, Long Dong? Mein Leben im Haus mit Harem“.

Voll bekindert

Der Titel knallt natürlich besonders gut, wenn das Kind deiner Freunde behindert ist.

(Wenig überraschend hingegen, dass die Vorschau mit dem Spruch „Für ziemlich feste Freunde“ wirbt. Überall versucht man jetzt, auf den Erfolg des Bestsellers „Ziemlich beste Freunde“ aufzuspringen.  So erscheint bei Blanvalet tatsächlich bald der Titel „Ziemlich feste Freunde“ und passend dazu „Ziemlich schlechteste Freunde“ bei Rowohlt.)

 

Im Himmel zu Hause

Creepy. Und so ganz anders gemeint als „Lenore – The cute little dead Girl“.

 

Erwachsen ODER SO

Schade, dass man das Wort „eigentlich“ nicht mehr in den Titel gepresst hat. Denn „Eigentlich“, damit begann vor über zehn Jahren alles Trendig-Prätentiöse rund ums NEON-Magazin und das Motto seiner Leser: „Eigentlich müssten wir erwachsen werden.“ Eine Generation von wohlstandsverwöhnten Plinsen mit kajal-dramatischen Kuhaugen heulte sich im Internet und in kostenlos ausliegenden Uni-Zeitschriften aus. „Buhuuuu, unser Leben ist so anderster wie das unserer Eltern!“ – Überall Opfer intakter Familien, unter der Last der Freiheit zusammenbrechende, darunter mancher Homosexuelle, der sich nicht vor seinen Eltern outen konnte aus Angst vor coolen, drama-freien Reaktionen. Es hätte alles vorbeiziehen sollen wie schlechtes Wetter: Die Ballerinas, Leggins, Umhängetaschen, die deutschsprachigen Rockschlager von irgendwelchen Jammerlappen in Trainingsjacken und zartgliedrigen Säuselmädchen…  Und doch trifft man noch 2014 auf einen Titel wie diesen. „ODER SO“, die Lieblings-Wortfluse der um ihr Ego besorgten, die nichts zu sagen haben außer dass sie sich mal so und mal so fühlen. Ja, es ist hart: Wir dürfen uns ein Reihenhaus kaufen UND Snoopy-Pyjama tragen. Und „EIGENTLICH“ müssten wir das „IRGENDWIE“ schon verdaut haben „ODER SO.“ >:-(

 

Darm mit Charme

…und das eBook gibt’s mit charmantem DRM-Schutz.

Mutter bei die Fische

Ja, das sind Wortspiele die so schlecht sind, dass man sie nicht mal Twitter-Anfängern durchgehen lässt.

Erinnert mich an einen älteren, ähnlich hirnrissigen Titel: „Alle Wege führen nach Morden“ (JETZT MAL IM ERNST: WAS SOLL DAS?)

Häufiger als man glauben könnte kommt es vor, dass zwei (oder mehrere) verschiedene Verlage ein sehr ähnliches Thema im Programm haben und die gleiche Idee davon, wie es als Titel umzusetzen sei. Hier ein aktuelles Beispiel:

WanderWoman

…und die Konkurrenz:

Wanderful

Ich hab da noch ein paar Vorschläge:

Dawander – Kletterwände zum Selbermachen

Wander-Bra – Auf dem Gipfel der Lust

Ein Fisch namens Wander – Angler auf Abwegen

 

Der letzte Titel geht als strahlender Sieger dieser Runde hervor:

Kim und Struppi

 

In diesem Sinne hier noch ein paar Buchtitel-Vorschläge für umsonst: 

Fat Man und Robin – Die Superhelden-Diät

Mary-Kate and Hashtag – Auf den Spuren der Twitter-Zwillinge

Higgs und Foxy – Die erotischste Physikerin der Welt erklärt das Universum

 

Das war der Frühling 2014. Im Herbst sehen wir uns wieder!

11 Kommentare


  1. // Antworten

    ich ku-gle mich, ich krieg keine Luft mehr.
    Bitte bitte bitte behalte diese Reihe bei. Bitte.
    Besonders deine weiterführenden Vorschläge, super.


  2. // Antworten

    Ich glaube ja einfach, dass das ein deutsches Problem ist. Wortwitze sind per definitionem niveaulos, flach und nicht lustig.

    Englische Muttersprachler sehen das ganz anders und finden sie meistens witzig und gar nicht so „geht gar nicht“.


  3. // Antworten

    also kim & struppi ist doch schlichtweg genial. genau wie dieses posting über schlimme titel, von dem ich mir dringend eine fortsetzung im sommer wünsche.


  4. // Antworten

    Vielen Dank für die Unterhaltung. „Kim & Struppi“ ist ein würdiger Sieger.


  5. // Antworten

    Also, dass das kein Verlag rausbringen würde, wage ich zu bezweifeln… Kannst dich ja mal melden, wenn du ernsthaftes Interesse hast :-)


  6. // Antworten

    Danke für die treffenden Worte zu „Erwachsen oder so“. Eigentlich hätte ich es nicht besser schreiben können oder so.


  7. // Antworten

    Giulia Enders war ein wenig Internet-bekannt vor ein paar Jahren mit einem grandiosen Vortrag, und deshalb ist der Verlag beim Titel ausnahmsweise unschuldig, denn der ist von ihr:

    http://www.youtube.com/watch?v=TMO25haESp0

    Das fällt hier glaube ich etwas aus der Reihe, weil die Autorin selbst den albernen Humor genüsslich auslebt.


  8. // Antworten

    Vielen Dank, wir freuen uns sehr über den Sieg. Nicht zuletzt, weil der Autor ihn schon hatte, bevor er eine Zeile Manunskript schrieb. Manchmal sind die ersten doch die besten Ideen.


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